Züchten

Zu meiner eigenen Schande muss ich gestehen, das ich eine Zeitlang gar nicht gut auf alle Züchter zu sprechen war. Ich konnte nicht verstehen warum es immer noch Menschen gab, die trotz überfüllter Tierheime und jeder Menge Strassenhunde lustig weiter Tiere produzierten. Dieses Denken hielt so lange an bis ich mich hingesetzt habe und mir mit Sinn und Verstand mal einige (ich habe keine Ahnung mehr wie viel es waren) Seiten angeschaut habe und mich auch mal mit dem ein oder anderen Züchter auseinandergesetzt habe. Ich verstand auf einmal, das es zwischen Züchten und Züchten einen Unterschied gab und man nicht alle Züchter über einen Kamm scheren konnte (eine Erkenntnis die lange gebraucht hat bis sie sich in meinen Dickschädel bemerkbar machen konnte *gg*). Ich stellte fest das es für mich drei Arten von Züchtern gab, denen ich hier mal die folgenden Namen gebe möchte: 1) der Profitzüchter, 2) der Qualzüchter und 3) der Erhaltungszüchter. Sollte sich nun bei den folgenden Erklärungen der ein oder andere Züchter angegriffen fühlen, dann frage ich mich allen ernstes warum? Ich erwähne keine Namen, gebe außer meiner eigenen Meinung keine Hintergründe preis...also könnte es meines Erachtens nur den Grund haben, das sich der ein oder andere in einer Erklärung wiederfindet, wenn das der Fall sein sollte, dann sollte der Mensch hingehen und seine Zuchtmethoden noch mal überlegen. Nun aber zu den etwas ausführlicheren Erklärungen von meinen drei Arten von Züchtern:

Wie der Name es schon verrät ist dieser nur auf das Geld aus. Ihm ist es egal ob der Hund gesund ist oder wie es ihm im Allgemeinen geht. Es ist ihm auch völlig schnuppe, welche Rasse Hund er züchtet. Er sieht nur bei jedem Welpen der zur Welt kommt, oder die er sich billig und illegal aus dem Ausland besorgt, die Euros auf sein Konto wandern. Er ist diese Art von Züchtern bei dem nur die Devise zählt: Hier ist der Köter gibt mir nun das Geld und lass dich nie wieder blicken wenn du den Vertrag unterschrieben hast.
Einige dieser Züchter haben für ihre Hunde keinerlei Papiere...weder Impfpass, noch einen Nachweis, das dieses Tier entwurmt wurde. Diesen Züchtern ist es viel zu teuer, die Hunde checken zu lassen, denn das Geld was sie dafür ausgeben müssten, ist doch besser zinsbringend auf dem Sparbuch untergebracht. Andere haben zwar Papiere, aber beim genauen hinschauen stellt man fest, das diese gefälscht wurden. Diese sogenannten Züchter versuchen mit allen Mitteln den Schein zu wahren, das sie doch eigentlich ganz, ganz toll sind.
Im Internet besticht dieser Züchter mit einer 1a Präsenz, auf der man ganz viele kleine, niedliche Hundebabys mit große braunen, treuen Augen sieht, die jedem Hundeliebhaber das Herz erweichen und den Wunsch auf genau so einen Hund suggerieren. Genau das möchten solche Züchter erreichen. Sie zeigen einem nur alle positiven und schönen Seiten die ein Hund mit sich bringt, verschweigen aber die Negativaspekte und anfallenden Kosten für den zu 70 % kranken Hund.
Hunde, die solche Menschen Ihr Eigen nennen, werden solange als Zuchtmaschinchen eingesetzt bis es nicht mehr geht. Dann wird ein solcher Hund auf die ein oder andere Art und Weise entsorgt, ausgesetzt oder hat das Glück einen Menschen zu finden der den Hund um seines Willen aufnimmt und ihm noch ein paar schöne Jahre schenkt. Probleme einen neuen Hund zu finden, den ein solcher Mensch als neue Geburtenmaschine einsetzen kann, hat er nicht...er sorgt schon, dank dem Lauf der Natur, selber dafür das er nie ohne profitbringendes Material dasteht.

Der Qualzüchter ist eine Spezies für sich. Zwar liegt ihm, laut seiner eigenen Meinung, das Wohlergehen der Tiere am Herzen, aber er hält sich immer schön an die “Standards” die man ihm von dritter Seite aus vorschreibt. Er ist immer dann überglücklich, wenn er es geschafft hat einen Schäferhund noch niedriger, einen Neufundländer noch grösser oder einen Dackel noch kleiner zu züchten. Die Defekte die ein solcher “Zuchthund” dann davon trägt sind für ihn erst mal nebensächlich, wofür hat man denn gute Tierärzte, die den Schaden bestimmt wieder für ein Schweinegeld einigermassen beheben.
Die Internetpräsenz besticht in den meisten Fällen mit einer Vielzahl an Pokalen, Medaillen und Schleifchen die der ein oder andere Hund auf Ausstellungen erworben hat. Auch findet man hier den kompletten Stammbaum mitsamt seiner Pokalsieger wieder...und nicht zu vergessen ... die Beschreibung der Hunde ist nicht so sehr auf den Charakter ausgelegt, sondern ist vielmehr eine einfache Übernahme der “Standartangaben”. Ein solcher Züchter wird einem Ottonormalverbraucher nur sehr ungern ein Tier überlassen, aus dem einfachen Grund heraus das, das Tier doch viel besser bei einem ihm gleichgesinnten Züchter untergebracht ist, oder bei Leuten die die Ästhetik und die “Standarisierte” Perfektion des Körperbaus des Hundes auch zu schätzen wissen und sich dementsprechend eine fast genauso große Anzahl an Pokalen, Medaillen und Schleifen holen wie der Züchter sie bereits hat.
Ein solches Tier ist für viele eine Wertanlage ohne Gleichen und sollte doch bitte nicht in einer Schlammpütze spielen wie ein gewöhnlicher Strassenköter. So ein Tier gehört gehegt und gepflegt und sein Futter wird anhand der Fellfarbe ausgesucht, damit es auch schön weiß (schwarz oder wie auch immer) bleibt.
Das schlimme an solchen Züchtern ist, das es ihnen egal ist, ob eine Hündin nicht mehr auf normalen Wege gebären kann und die Jungen per Kaiserschnitt geholt werden müssen. Es ist ihnen auch egal das viele der Hunde durch die Überzüchtung nur noch eine sehr geringe Lebenserwartung haben (ein Grund für sie fröhlich weiter zu machen) und es ist ihnen auch egal ob das Tier Knochenprobleme und Schmerzen hat...für sie zählt nur der “Standard” der gewahrt werden muss.
Sollte mal ein Junges nicht so zur Welt kommen wie der Züchter es erwartet hat, dann wird dieses direkt getötet weil es den, für mich, unsinnigen Angaben von Vereinen, nicht entsprach. Ich denke an dieser Stelle wird der ein oder andere aufschreien und versuchen es zu leugnen, aber einen solchen Fall habe ich schon miterlebt. Ein kleiner Jack-Russel sollte mal eben beseitigt werden, weil sein Fell zu viel Weiß hatte und er damit nicht zur Weiterzucht oder für Ausstellungen geeignet war. Wenn es damals nicht einen hundelieben Menschen gegeben hätte, der das in letzter Minute verhindert hätte, so würde der Kleine nicht mehr leben. Mittlerweile dürfte der Fratz 3 Monate alt sein und freut sich seines Lebens ... und das obwohl er zuviel Weiß als Fellfarbe von Mutter Natur mitbekommen hat!

Zu den Erhaltungszüchtern zählen für mich einmal die Menschen, die eine Rasse versuchen zu erhalten (auch hier wieder das Beispiel vom schwarzen Großspitz) oder die, denen es egal ist ob der Hund dem “Standart” entspricht oder nicht, Hauptsache er erhält seinen natürlichen Körperbau und seine Gesundheit.
Bei solchen Menschen steht es nicht im Vordergrund, ob ein Tier genau die Fellfärbung hat wie es für gewisse Vereine als ästhetisch gilt, sondern die Gesundheit des Tieres, das Wesen und der gute Charakter. Einige dieser seltenen Gattung Züchter haben es sich auch zum Ziel gemacht eine bereits verkorkste Rasse wieder zu ihrem Ursprung zu verhelfen. Klar das das nicht von Heute auf Morgen geht...der Mensch hat ja auch Jahre gebraucht das Tier so zu verbeigen wie man es Heute kennt....aber ich denke der Ansatz ... oder sagen wir Grundstein ist gelegt.
Auch hier habe ich ein schönes Beispiel. Eine mittlerweile sehr liebe Bekannte züchtet Englische-Bulldoggen.... was haben wir uns am Anfang für Diskussionen geliefert :o)). Für mich waren Englische Bulldoggen kleine asthmatische, plattnasige, auf dem Boden robbende, kurzbeine Knubbel, die ohne Hilfe nicht auf die Welt kommen können. Dann lernet ich drei ihrer “Edelmöpse” mal persönlich kennen. Was da durch den Garten wuselte war alles andere als plattnasig, kurzbeinig, asthmatisch oder knubbelig. Es waren drei quietschfidele highspeed-Hunde mit entzückenden Stupsnasen, die sich um ein Spielzeug rangelten und einen mordsmolli Spaß hatten, sich gegenseitig zu jagen und erwähntes Spielzeug abzujagen.
Auf eine etwas spaßige Frage von mir ob die Hunde denn auch dem “Standart” entsprechen kam nur ein Verächtliches:”Die ...bestimmt nicht...da lege ich aber auch keinen Wert drauf!”
Ach ja...bevor ich es vergesse... eine Internetpräsenz zeichnet sich bei solchen Menschen in den meisten Fällen mit einer Unmenge an Informationen aus...vielen Bilder von spielenden und auch mal dreckigen Hunden (eine Pfützenschlacht geht nun mal nicht sauber ab *g*) und jeder Menge Futter, - und Haltungstips um den Hund Gesund und Fit zu halten.

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